320 Seiten | Einzelband | 11.02.2019 | Thienemann-Esslinger Verlag| 16,00€ | Hier kaufen
Anzeige, da Rezensionsexemplar*
Inhalt
„Weißt du, was die Japaner mit zerbrochenen Dingen machen? Sie setzen sie wieder zusammen. Aber die Lücken füllen sie mit Gold. Sie gehen davon aus, dass diese Risse eine Sache nur noch schöner und wertvoller machen, weil sie ein Teil ihrer Geschichte sind.“
Als Ava und Gideon sich beim Nebenjob im Schnellrestaurant kennenlernen, vermutet keiner von beiden, dass diese Begegnung alles verändert. Das beliebte Mädchen und der schüchterne Poetry-Slammer könnten nicht unterschiedlicher sein. Gemeinsam haben sie nur, dass Schicksalschläge etwas in ihnen haben zerbrechen lassen. Schnell entsteht zwischen ihnen eine tiefe Freundschaft, in der sie sich gegenseitig Halt geben. Immer intensiver werden die Gefühle, aus der Freundschaft wird mehr. Doch so viel Nähe sind beide nicht gewöhnt, ob ihre Liebe das aushalten wird?
Erster Satz
Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier in der Schule von Mount Saint Michaels eine Gemeinschaft sind.“
Meine Meinung
Seht ihr dieses wunderschöne Cover? Es war leider total schwierig, es auf den Fotos richtig einfangen zu können. Aber genau wegen ihm bin ich im Vorschauen-Katalog auf dieses Buch aufmerksam geworden. Der Klappentext klingt süß und nach etwas, das mir durchaus gefallen könnte, auch wenn dieser kaum etwas verrät.
Ich schreibe Gedichte. Aber es ist unmöglich, so etwas auszusprechen und dabei nicht wie ein absoluter Vollidiot zu klingen.
Seite 22
Geschrieben ist das ganze in der Ich-Form, abwechselnd aus der Perspektive von Ava und von Gideon. Der Schreibstil hat mir wahnsinnig gut gefallen, er war sehr emotional und hat mich auch schnell berühren können. Allerdings mehr in der Handlung – die Poetry Slam Texte haben mir anfangs leider weniger gefallen. Es wirkte zu gewollt mitsamt der Reime, aber die späteren Texte haben mir schnell Tränen in die Augen getrieben.
Ich wälze mich auf die andere Seite und lausche Dads Schnarchen. Es ist das schönste Geräusch auf der Welt, sein Atem.
Seite 134
Ava und Gideon wären im „normalen“ Leben vermutlich gar nicht befreundet – bisher waren sie es schließlich auch nicht. Obwohl sie die gleiche Schule besuchen und im gleichen Ort wohnen, haben sie keine gemeinsamen Kreise. Ava wird im Klappentext als das „beliebte Mädchen“ beschrieben, was ich gar nicht mal so sagen würde, aber Gideon ist eindeutig der schüchterne Poetry Slammer, der weitaus mehr als nur schüchtern ist. Beide Charaktere habe ich sehr gerne gehabt, ich möchte gar nicht zu viel über sie verraten, aber ich habe mich mit jeder Seite mehr in beide verliebt.
Es macht mir einfach Angst, dass uns unser Gehirn einfach von innen heraus fertigmachen kann, weist du?“
Seite 167
Die Handlung an sich ist sehr ruhig, es gibt keine großen Auf und Abs, sondern eine ruhige und emotionale Jugend-Liebes-Geschichte. Natürlich gibt es einige Spannungs-Punkte und auch Geheimnisse beider Protagonisten, aber es war einfach nicht zu dramatisch. Und genau das hat mir wahnsinnig gut gefallen. Ich mochte diese ruhige Stimmung. Es gab schöne Passagen, denen zwar an sich keine große Bedeutung in Hinblick auf die Handlung zugeschrieben werden konnte. Aber die haben mich einfach so sehr berühren können.
Ich hatte auf den ersten 40-60 Seiten noch kleine Einstiegsprobleme, aber danach hat mich das Buch vollkommen packen können.
Ich mag gar nicht so viel verraten, da der Klappentext sich so vage hält. Aber die Autorin spricht wirklich wahnsinnig wichtige Themen an, die sie auch nicht verschönert darstellt, sondern -soweit ich es beurteilen könnte- sehr realistisch. Diese Themen-Ansprachen haben mich einfach total begeistern können.
Und obwohl die Grundstimmung dieses Buches etwas gedrückter ist, schafft Claire Christian es, dem ganzen Leichtigkeit zu verleihen und Witz einzubauen.
Das Ende hat mich überrascht, muss ich zugeben. Zunächst war ich ziemlich enttäuscht, dann wieder begeistert und nun nach der letzten Seite kann ich sagen, dass ich es einfach perfekt passend finde. Ich hätte mir vielleicht ein anderes Ende ausgemalt, aber so passt es am besten
Spoiler! Um den Spoiler zu lesen, klicke diesen Satz an
Das Thema von Depressionen/Angststörungen und generell psychischen Problemen – auch bei Jugendlichen – finde ich super wichtig und ich finde es super, wie Claire Christian das in einer so wunderschönen und traurigen Handlung verpacken konnte. Ich habe tatsächlich auch nicht von Anfang an „geahnt“, dass Kelly Selbstmord begangen hat, ich musste erst die ganzen Puzzle-Stücke zusammen setzen, was ich als gut gelungenen Einstieg in diese Thematik empfunden habe. Dass Gideon zum Therapeuten geht und sich da auch gar nicht zu sträuben scheint, finde ich super. Die Autorin zeigt mit Gideon und seiner ja fast schon Freundschaft zu seinem Therapeuten Robbie, dass solche Menschen einem wirklich helfen können. Dass sie nicht schrecklich sind, sondern für einen da sind. Auch Avas Schritt am Ende, sich professionelle Hilfe zu holen, hat mir super gut gefallen. Schon beim Lesen habe ich mich gefragt, warum sie nicht in Behandlung ist, gerade wegen einigen Sätzen, die sie zum Schluss hin sagt. Ich finde die Seite leider nicht mehr, aber etwas wie „Ich will mich gar nicht umbringen, ich will einfach weg sein“ klingt schon alarmierend. Etwas anderes, aber auch Gideons Eltern haben mir gut gefallen. Ein homosexuelles Eltern-Pärchen in einem Buch zu erleben, ohne dass es großartig thematisiert, sondern einfach als normal empfunden wird, finde ich klasse.
Fazit
Ich hatte mir hinter dem Klappentext weniger vorgestellt und wurde von einer wahnsinnig schönen, witzigen, emotionalen, traurigen und berührenden Geschichte überrascht. Claire Christians Schreibstil ist wunderbar und die Message, die „Moral“ hinter diesem Buch finde ich wunderschön. Es ist ein Buch, bei dem Taschentücher zur Hand haben sollte und ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen, es ist einfach alles so stimmig.
*Ein großes Dankeschön an den Thienemann-Esslinger Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Schreibe einen Kommentar