Ăbersetzt von: Conny Lösch | 208 Seiten | Einzelband | 15.06.2020 | „The Modern Break-Up“ Original |Ullstein Verlag | 9,99⏠| Hier kaufen
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Inhalt
Es ist die erste Night Out seit Amelias Trennung im letzten Jahr. Mit ihrer besten Freundin trinkt sie Cocktails in einer New Yorker Bar, als sie Nick kennenlernt. Obwohl Nick und Amelia total verknallt sind, haben sie keinen Sex, sondern reden eine Nacht lang offen und ehrlich ĂŒber ihre Datingerfahrung und darĂŒber, was MĂ€nner und Frauen eigentlich so von der Liebe wollen. Das GesprĂ€ch ist eine Offenbarung fĂŒr Amelia: endlich kĂŒmmert sie sich um sich selbst und ihr eigenes GlĂŒck. Aber der Kontakt zu Nick reiĂt nie ab âŠ
Erster Satz
Ihre Augen öffneten sich langsam, schlossen sich sofort wieder.
Meine Meinung
Im englischsprachigen Bookstagram-Raum bin ich dem Buch bereits einige Male begegnet und jedes Mal habe ich nur positives gehört. Als ich dann entdeckt habe, dass das Buch auch in der deutschen Ăbersetzung erscheinen wird, war ich ganz gespannt. Das Thema finde ich sehr interessant und der Klappentext hat mir schöne Lesestunden mit Amelia und Nick versprochen, worauf ich mich sehr gefreut habe.
Amelia und Zara brechen nach Amelias schmerzhaften Trennung von ihrem Ex-Freund nach New York auf und wollen einfach ein wenig Urlaub von ihrem Leben nehmen. In einer Bar treffen sie auf Nick und seinen besten Freund, woraufhin es gleich zwischen ihm und Amelia funkt. Doch statt sich auf einen One-Night-Stand einzulassen, reden sie die ganze Nacht. Ăber Liebe, Beziehungen, Trennungen, Vorstellungen und Ăngste. WĂ€hrend die zwei das aufklĂ€rende GesprĂ€ch fĂŒhren, wird der Leser durch ZeitsprĂŒnge in Amelias Vergangenheit versetzt und erlebt die Zeit knapp nach der Trennung mit ihr.
Ehrlich gesagt muss ich diese Rezension etwas anders angehen, als meine anderen. Eigentlich wĂŒrden hier Charakterbeschreibungen, sowie meine Sympathie diesen gegenĂŒber folgen. Doch weder Amelia, noch Nick waren sonderlich starke Charaktere, sie waren beide sehr austauschbar und bildeten eher das GrundgerĂŒst fĂŒr die romanhafte ErzĂ€hlung ĂŒber „Modern Break-Ups“.
Es ging nicht wirklich um die zwei als Figur, sie wurden nur eingesetzt, um diesem Buch das romanhafte Flair zu schenken. Aus diesem Grund habe ich mich zu keinem verbunden gefĂŒhlt, was aber auch okay war.
Geschrieben ist das Buch dennoch in der Ich-Form, gröĂtenteils aus Amelias Perspektive. Wir wechseln diese aber auch zwischendurch zwischen den Nebenfiguren, wie Nick, Zara oder Amelias Mutter oder Mitbewohnerin. Und obwohl es aus den jeweiligen anderen Perspektiven geschrieben ist, dreht es sich dennoch komplett um Amelia und ihre Trennung. Darum, wie die Nebenfigur dieses mit erlebt haben und was sie selbst aus ihr lernen konnten.
Der Schreibstil, der das ganze begleitet, war okay, mehr aber auch nicht. Er war nicht besonders schön oder wortgewandt, sondern eher ein wenig kĂŒhl und mehr erzĂ€hlend, als emotional begleitend. Aber obwohl ich den Schreibstil nicht sonderlich schön fand, lieĂ sich das Buch sehr flott lesen.
Aber kommen wir doch mal zu meiner Meinung zum Inhalt. Denn da tauchen die groĂen Schwierigkeiten auf, die ich mit diesem Buch hatte.
WĂ€hrend der englische Klappentext eher weniger Auskunft ĂŒber den genaueren Inhalt gibt, ist der deutsche da etwas prĂ€ziser. Leider hat das absolut falsche Erwartungen in mir hervor gerufen, die bei weitem nicht erfĂŒllt werden konnte.
Nachdem ich die deutsche Inhaltsbeschreibung gelesen hatte, war ich davon ausgegangen, dass der gesamte Roman in einer Nacht spielt und wir als Leser Amelia und Nick wÀhrend ihres erleuchtenden GesprÀches begleiten.
Wie oben bereits erwĂ€hnt, wird das GesprĂ€ch von ZeitsprĂŒngen unterbrochen, was mich zunĂ€chst sehr enttĂ€uscht hat. Das GesprĂ€ch als solches findet erst im letzten Teil, ungefĂ€hr im letzten Drittel, statt und dauert auch nur wenige Seiten an.
Was wir stattdessen bekommen sind verschiedene Einblicke in Amelias Leben, das durch die Trennung von ihrem Ex erschĂŒttert wurde. Wir erleben sie in GesprĂ€chen mit Freunden, mit sich selbst, mit ihrer Mutter und alles dreht sich nur um ihren Ex und darum, dass sie die Trennung nicht versteht. Sie zweifelt viel, viel auch an sich selbst, und wird mit der Dauer sehr weinerlich und beschwerend, sie versteht einfach die MĂ€nnerwelt nicht mehr.
Mir ist bewusst, wie der Titel lautet und was das Grundthema dieses Buches sein sollte, doch hat es mich beim Lesen dauerhaft gestört. Es war nervend, wie Amelia sich dauerhaft ĂŒber MĂ€nner beschwert, wie sie dauerhaft ihre Trennung thematisiert und nicht auf RatschlĂ€ge ihrer Mitmenschen hört.
Aber auch Nick war da nicht viel besser. Im dem alles erleuchtendem GesprĂ€ch tritt er auf, als wĂ€re der perfekte Mann, der fĂŒr die gesamte MĂ€nnerwelt sprechen kann. Als wĂŒsste er ĂŒber alles und jeden Bescheid, er war mir ein wenig zu abgehoben, zu hochnĂ€sig und zu besserwisserisch. Ich kann auch nicht verstehen, wie er Amelias Leben mit dem kurzen GesprĂ€ch zu sehr verĂ€ndern konnte. Der Grundgedanke, den er vertritt, war dabei gar nicht mal so schlecht. Er betont wie wichtig es sei, sich selbst zu finden und zu wissen, was von einer Beziehung erwartet. Dem kann ich tatsĂ€chlich zustimmen, doch die Art und Weise, auf der er Amelia dies erzĂ€hlt wirkte wie bereits erwĂ€hnt viel zu arrogant.
Insgesamt ging es, wie der Titel schon verrĂ€t, um Trennungen im heutigen Zeitalter. Trennungen, die von Facebook, Instagram & Co begleitet werden und teilweise dort auch ausgetragen werden. Es geht viel darum, wie MĂ€nner und Frauen sich in Sachen Liebe und Beziehung unterscheiden und vielleicht auch Ă€hneln. Es geht darum, wie man zu sich selbst finden kann und welche Bedeutung das fĂŒr die Partnerwahl hat. Alles wird dabei an Amelias Trennung aufgehangen, was ich wie bereits erwĂ€hnt nicht wirklich passend fand.
Insgesamt ist das Buch zudem leicht esoterisch, spirituell aufgezogen. Nicht viel und es steht auch nicht im Vordergrund, doch es kommt immer mal wieder durch. Damit kann ich mich leider ĂŒberhaupt nicht identifizieren, was hin und wieder zu einem Augenrollen meinerseits gefĂŒhrt hat.
WorĂŒber ich auch oft die Augen verdreht habe, waren die immer mal wieder auftauchenden „inspirierenden SprĂŒche“. Die haben mich leider eher weniger inspiriert, da sie eher den total „relateable quotes“ von Pinterest, Instagram & Co Ă€hnelten. Teilweise tauchten sie einfach im Text auf, hin und wieder auch in Amelias Handynotizen, in die wir ab und ab Einblicke erhalten haben. Auch hier konnte ich weder erreicht, noch begeistert werden, was sehr schade war.
Kommen wir zum letzten Punkt, der mich bei all der restlichen Kritik am meisten gestört hat. Das gesamte Buch, welches zum gröĂten Teil aus weiblichen Perspektiven (bis auf ein oder zwei Kapitel) geschrieben wurde, ist von einem Mann verfasst. Bei keinem anderen Buch wĂŒrde mich das stören, doch hier verstehe ich es nicht. Es geht so viel darum, was MĂ€nner und Frauen in Sachen Beziehung unterscheidet, was MĂ€nner wollen, was Frauen erwarten und so weiter. Warum schreibt Daniel Chidiac dann bitte nicht aus der Perspektive eines Mannes, zum Beispiel von Nick? Er hat es so leider wirklich nicht gut rĂŒberbringen können und wĂ€hrend ich diese Zeilen tippe fĂ€llt mir auf, wie sexistisch und intolerant dieses Buch eigentlich war.
Es fĂ€ngt damit an, dass es stets um heterosexuelle Beziehungen geht. Okay, die „Protagonisten“ haben diese SexualitĂ€t, aber ein erweiterter Blickwinkel wĂ€re doch ganz schön gewesen. Besonders, weil so viele Nebenfiguren zu Wort kommen durften, also warum nicht auch eine LGBTQ*-Figur? So etwas wird hier in keinem Wort erwĂ€hnt, was ich in Hinblick auf das Thema Trennungen im aktuellen Zeitalter echt schade fand.
Gleichzeitig wird hier nur ein ganz bestimmtes Frauenbild thematisiert, das vielleicht eher der Wunschvorstellung vom Autor entspricht. Ein Beispiel? Amelia und Nick sind beim Vorspiel, Amelia kommt nach wenigen Momenten, so schnell, dass selbst Nick sich wundert. Gleichzeitig hat Zara im Nebenzimmer Sex und kommt das erste Mal vaginal, weil Nicks bester Freund sooo gut im Bett ist. Auch sexuelle Experimente, wie zum Beispiel Dreier, scheinen in diesem Buch ganz normal fĂŒr die weiblichen Figuren und ihre Selbstfindung zu sein, was im Gesamtbild einen faden Beigeschmack hinterlassen hat.
Was auch noch ganz normal schien, war der Drogenkonsum, als Zara gleich zu Beginn des Buches ihr Koks in der Tasche sucht. Insgesamt ein sehr komisches Bild der Figuren, das mich ziemlich verwirrt und verĂ€rgert zurĂŒck gelassen hat.
Zuletzt wĂŒrde ich gerne noch etwas einschieben, was weniger mit meiner Meinung zutun hat. Auf Instagram habe ich bereits eine Kurzmeinung veröffentlicht und daraufhin zahlreiche Nachrichten bekommen, dass dieses Buch anderen Leser*innen bei ihren eigenen Trennungen geholfen hĂ€tte. Das finde ich auch super schön fĂŒr jeden, der aus diesem Buch etwas mitnehmen konnte. FĂŒr mich war das nicht der Fall, doch habe ich gleichzeitig angefangen darĂŒber nachzudenken, dass ich einfach absolut die falsche Zielgruppe war. Seit ĂŒber 3 Jahren bin ich glĂŒcklich in einer Beziehung und ĂŒber Dating und Trennung habe ich mir lange keine Gedanken mehr machen mĂŒssen. Vielleicht begrĂŒndet das meine ablehnende Haltung noch ein wenig.
Fazit
Leider eine riesige EnttĂ€uschung, die mich KopfschĂŒttelnd zurĂŒcklĂ€sst. Es wurde als Roman deklariert, funktioniert mit austauschbaren Charakteren und einem fehlendem Plot aber weniger gut. Die Idee war vielleicht noch ganz gut, an der Umsetzung samt trockenen Schreibstil und unpassender Perspektiven scheiterte es dann doch. Es wollte deutlich mehr erreichen, als es letztendlich war. Leider habe ich hier nichts neues gelernt, keinen Mehrwert ziehen können noch sonst etwas. FĂŒr mich war es leider nichts.
Anna says
Hallo Lara,
eine richtig gute Rezension, die du da verfasst hast. Ich selbst kenne das Buch nicht, konnte aber aufgrund deiner Beschreibungen total nachvollziehen, warum dir das Buch nicht gefallen hat. Danke dafĂŒr!
Ich finde es immer schade, wenn Klappentexte total falsche Erwartungen schĂŒren. Zuletzt hatte ich das bei 14 Minuten. Allerdings klĂ€rte sich das relativ schnell auf und war auch nur eine leichte Verwirrtheit, sodass ich das Buch dennoch genieĂen konnte. Ich verstehe einfach nicht, warum so etwas gemacht wird? Damit erreicht man doch eher viele negative Rezensionen, oder? đ
Liebe GrĂŒĂe
Anna
LaraAntonia says
Vielen Dank fĂŒr deinen lieben Kommentar! đ
Der Klappentext ist ja meist der Grund fĂŒr den Kauf, da sollte er schon zum Inhalt passen. Ich habe bei einigen anderen auch schon gelesen, dass es hier nicht der Fall war. Du hast Recht, das fĂŒhrt echt schnell zu negativen Rezensionen :/