528 Seiten | Einzelband | „Allt eller inget“ (Original) | Roman | 29.03.2018 | LYX Verlag | 15,00€ | Hier kaufen
Inhalt
Stell dir vor, du triffst einen Mann in einer Bar. Und er ist heiß und sexy und interessant. Stell dir vor, du erzählst ihm alles von dir. Und du küsst ihn. Dann stell dir vor, du kommst am nächsten Morgen ins Büro. Und er ist dein neuer Chef.
Erster Satz
„Na ja, ich bin eben ein Mädchen, das alles im Griff hat“, sagte Lexia Vikander und bemühte sich, so deutlich wie möglich zu sprechen, ohne zu lallen.
Meine Meinung
Das Buch hat mich wegen des Covers sofort angesprochen. Ich mag die Farben total und auch der Titel hat mich gleich neugierig auf den Klappentext gemacht. Ich habe eine leichte, lockere Erotik-Romanze zwischen Angestellter und Chef erwartet, die es natürlich schon wie Sand am Meer gibt. Dennoch lese ich so etwas ganz gerne.
Der Roman ist in der Er-Sie-Form aus den wechselnden Perspektiven von Lexia und Adam verfasst worden. Ich habe den Schreibstil sehr genossen, er war sehr flüssig und leicht zu lesen.
Lexia ist eine junge Frau, die in ihrer Branche des Marketings sehr mit ihrer Körperform zu kämpfen hat. Auch schon in ihrer Jugend wurde sie aufgrund ihrer Kurven gemobbt, was bleibende Schäden hinterlassen hat. Dennoch ist sie relativ selbstbewusst und nimmt auch nicht gerne ein Blatt vor den Mund. Ich konnte sie mal mehr, mal weniger gut leiden, aber insgesamt habe ich sie doch ganz gerne gehabt. Ich konnte mich auch sehr gut mit ihr identifizieren, was ziemlich gut getan hat.
Adam hingegen ist mir bis zur letzten Seite nicht wirklich geheuer gewesen. In einigen Szenen war ich kurz davor, ihn doch noch in mein Herz schließen zu können, aber seine Figur war mir einfach zu unrund. Als Unternehmens-Förderer (oder so ähnlich) soll er wohl ein ganz hartes Tier sein. Diese knallharte, durchsetzungsfähige Art hat mir arg gefehlt. Auf mich wirkte er mehr wie ein naiver Junge, der nicht wirklich weiß, wie es in der Welt außerhalb seiner kleinen Blase vor sich geht. Und das, obwohl auch er eine schrecklich harte Kindheit hatte und schon einiges durchmachen musste.
Die Handlung ist viel mehr, als der Klappentext verrät. Ich hatte eine „CEO und Angestellte Erotik“-Handlung vor Augen. Etwas nettes für Zwischendurch, das allerdings eigentlich schon genug ausgeschlachtet wurde. Es steckt allerdings noch einiges mehr hinter „After Work“. Erotik-Szenen? Kaum vorhanden, aber wenn, dann sehr schön zu lesen. Vielmehr geht es um Body Positivity/Shaming, Diskrimination von Frauen, Ausländern und die Akzeptanz von LGBT+ im alltäglichen Leben. So schön ich es finde, dass diese wichtigen Themen auch in „normalen“ Büchern angesprochen werden, fand ich es in diesem Buch teilweise sehr unpassend eingebaut und falsch angegangen. Fangen wir mal bei der Protagonistin Lexia an. Ständig hört der Leser, wie dick sie ist und wie alleine sie damit doch sei. Jeder andere trainiere den ganzen Tag und hat im Kühlschrank auf der Arbeit nur einen fettfreien Joghurt stehen (ja, tatsächlich). Es gab nur beide Extreme, entweder „dick“ oder „dünn“, nichts „normales“. Ich kann noch sehr viel weiter ausschweifen und über die Behandlung dieses Themas in „After Work“ diskutieren, aber dann würde ich wirklich deutlich spoilern und mich in dem Thema verlieren. Weiterer Punkt ist die Transsexualität in diesem Buch. Ich finde es schön, dass ein normaler Nebencharakter trans ist, das ist schließlich total normal! Allerdings wirkte es auf mich in dem Zusammenhang einfach so, als bräuchte die Autorin noch eben schnell eine Transsexuelle, um wirklich alle wichtigen Themen in einem Buch ansprechen zu können. Es gab natürlich auch einige schöne Szenen, die diese Themen sehr gut angesprochen haben! So hat Lexia eine wirklich tolle Rede über das Body Shaming gehalten und auch anderen Charakteren das Thema Feminismus näher gebracht. Insgesamt wirkte es allerdings zu gewollt und es wurde schnell zu viel des Guten.
Insgesamt kann ich sagen, dass hinter dieser Handlung einiges mehr steht, als erwartet. Allerdings ging es auch sehr sehr viel um anderes, als die Liebesgeschichte zwischen Adam und Lexia. Mir hat es einerseits gefallen, andererseits ging es in deren Geschichte dadurch eher schleichend voran.
Fazit
Puh, was soll ich sagen? Dieses Buch ist ganz anders, als erwartet! Es hat mich positiv als auch negativ überraschen können. Es werden sehr wichtige Dinge angesprochen, die jeder Einzelne zu Herzen nehmen sollte, allerdings wurde dies nicht immer gut in die Handlung mit einbezogen. Das Buch lies sich sehr schön und einfach lesen, aber ich bin leider nicht mit allen Charakteren so gut zurecht gekommen, wie vielleicht erwünscht. Ich kann es einigen Menschen wirklich ans Herz legen, dieses Buch zu lesen, andererseits konnte es mich nicht zu 100% umhauen.
Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Leseexemplars für die Leserunde auf Lesejury!
Tags : 2 Schleifen, Rezension
Schreibe einen Kommentar